Kleine Weinkunde
Man muss kein Weinspezialist sein, um die passenden Weine zu einem guten Essen zu finden. Mit unseren Tipps und Tricks aus der Weinkunde wirst du zum “kleinen” Weinkenner.
Grundregeln für den Einstieg
- Regel: Nicht von großen Namen oder Auszeichnungen blenden lassen. Mit einfachen, aber guten Weinen beginnen. Solche Weine gibt es eher im Weinfachgeschäft als im Supermarkt.
- Regel: Mit allen Sinnen probieren. Geruch und Geschmack sind die wichtigsten, aber erst durch Beobachtung den Wein erspüren. Dann mit der Zunge erfühlen, dabei alte Erinnerungen mit einbeziehen und die Fantasie spielen lassen.
- Regel: Ausschließlich der eigene Geschmack ist der entscheidende. Ein Wein, der von Testern hoch bewertet wird, muss dir nicht auch schmecken. Wichtiger ist, dass du herausfindest, welche Weine dir liegen und welche nicht.
- Regel: Dem Wein eine zweite Chance geben. Manchmal schmeckt ein Wein beim ersten Probieren nicht. Vielleicht hat er nicht zum Essen gepasst, vielleicht war er (oder du) auch gerade nicht in der richtigen Laune. Einfach zustöpseln und ihn am nächsten Tag noch mal testen.
Nase trainieren – Wo es Weindüfte gibt
Nicht jeder riecht gleich gut. Einer kann sehr flüchtige Aromen ohne Probleme ganz fix erkennen, ein anderer benötigt intensivere Eindrücke und etwas länger. Also nicht verzagen, Weindüfte entdecken soll Spaß machen.
Riechen und damit auch Schmecken sind trainierbar. Wer ein Aroma einmal bewusst erlebt hat, wird es einfacher und schneller wiedererkennen. Wichtig ist, den Duft für sich selbst zu beschreiben, denn auf das Duftgedächtnis ist kein Verlass.
Die Nase ermüdet rasch, deshhalb besser kurz und heftig schnüffeln als lange und tief einen Duft einatmen. Öfter eine Pause machen und frische Luft schnappen.
Wo geht's zum Wein? – Einkaufstipps
Auto volltanken und einen Prosecco aus der Kühlung mitnehmen. Öko-Steak kaufen und gleich den Bio-Wein dazu in den Korb legen. Alles ist möglich, aber nicht alles ist gut.
Äpfel einkaufen ist einfacher, als einen Wein auszusuchen. Da gibt's fünf, sechs Sorten, und jede kostet meistens das gleiche. Im Weinregal stehen mindestens 50 Sorten, fühlen und riechen ist da nicht, und die Preise reichen von supperbillig bis "erst-mal-Scheine-nachzählen". Wie erwischt man da den Wein, der einem gerade schmeckt und in der passenden Preisklasse liegt – und wo?
Goldene Regeln für den Einkauf
- Und scheint das Schnäppchen noch so verlockend – erst mal nur eine Flasche mitnehmen und probieren. Schmeckt er, gleich die Bestände aufkaufen.
- Notieren, welcher Wein von welchem Geschäft gut oder schlecht geschmeckt hat (z.B. auf einem kleinen Notizblock, den man immer beim Einkauf dabei haben kann).
- Angebote von Discountern sind selten ihr Geld wert. Schmerzliche Erfahrungen von vielen Weinfreunden, die immer wieder darauf reingefallen sind.
- Beim Weindepot nicht nur die Aktionsweine probieren, sondern auch das klassische Sortiment. Die Flaschen genau ansehen: Meist steht eine Zahl auf dem Etikett. Das ist das Datum, an dem sie geöffnet wurde. Ein oder zwei Tage nach dem Öffnen schmecken die Weine oft besser als nach einer Woche.
- Fragen, fragen, fragen. Nur wer immer fragt, wird schlau. Wer sich nicht traut, eine Frage zu stellen, bleibt dumm. Auch Profis können dumme Fragen stellen. Auch Leute, die im Supermarkt arbeiten, trinken Wein.
- Wenn ein Weinetikett ein ansprechendes Design hat, könnte auch was Gutes in der Flasche sein. Wer keinen Wert auf äußere Erscheinung legt, macht vielleicht auch keinen feinen Wein.
- Misstrauisch sein bei modischem Firlefanz. Blaue Flaschen und verrückte Etiketten sollen Aufmerksamkeit erregen, aber es steckt selten etwas Tolles dahinter.
- Vorrat ist besser als Last-Minute-Kauf. Manche Weine schmecken besser, wenn sie wenigstens eine Woche nach dem Einkauf ausruhen können.
- Weinbeschreibungen in Werbeprospekten sind meist genauso ernst zu nehmen wie die Wettervorhersage fürs Wochenende.
- Mutig sein und auch einmal eine teurere Flasche Wein im Weinfachgeschäft kaufen. Und nach dem Trinken dem Inhaber sagen, ob der Wein geschmeckt hat oder nicht. Wenn nicht, warum nicht. Dann lernt der Weinhändler deinen Geschmack besser kennen.
Flaschenformen & was sie sagen
Das Auge kauft mit, weswegen eine schöne Verpackung wichtig ist. Und das ist beim Wein die Flasche. Was verrät sie uns über den Inhalt?
Natur- oder Kunststoffkorken – was ist besser?
Pro Naturkorken
"Ich sage nur Plopp! Plopp ist das Geräusch, das nur ein Naturkorken von sich gibt, wenn er aus der Flasche gezogen wird. Plopp ist Ambiente und Lifestyle. Es gibt keinen anderen Verschluss für eine Weinflasche, der eine so sinnliche Melodie von sich gibt wie ein ploppender Korken.
Korken sind zudem etwas Natürliches, man stanzt sie aus der Rinde von Korkeichen. Nein, das ist keine Baumquälerei. Da sind Spezialisten am Werk, die die Rinde behutsam von den Bäumen pellen. Und die wächst in etwa neun Jahren wieder so weit nach, dass sie erneut geerntet werden kann.
Kork ist ein Wunder der Natur. Die Rindenzellen ähneln Bienewaben und sind mit Luft gefüllt. Dadurch kann Kork bis auf die Hälfte seine Größe zusammen gedrückt werden, ohne seine Flexibilität zu verlieren. Es ist das einzige Material, das nachgibt, ohne sich – um den Druck auszugleichen, auf einer anderen Seite auszuwölben.
Und Kork hat ein elastisches Gedächtnis! Wird er zusammengespresst, versucht er, seine ursprüngliche Größe wiederzuerlangen. So dehnt er sich im Flaschenhals, gleicht Unebenheiten aus und verschließt die Flasche jahrzehntelang dicht.
Nur mit echtem Kork kann der Wein in der Flasche reifen und seine derben Gerbstoffe abbauen, weil dieser Mikromengen an Luft durchlässt. Weine mit Kunststoffkorken schmecken schon nach einem Jahr matt und verlieren ihre Frische, weil Kunststoff nicht so elastisch ist und zu viel Sauerstoff durchlässt. Darum nehmen alle großen Weingüter immer noch beste Naturkorken zum Verschließen ihrer Flaschen.
Zu guter Letzt: Der Weintrinker möchte einen guten Tropfen nicht per Schraubverschluss öffnen, sondern er will mit dem Plopp des Korkens an die Weinkultur erinnert werden."
Pro Kunststoff
"Der Stern der Naturkorken ist am verblassen. Immer mehr Flaschen haben Korkfehler. Nicht die deutlichen Stinketöne, sondern die gemeinen, hinterlistigen, verdeckten Korkschmecker. Die einen vorher guten Wein schwach und stumpf machen, ihn nach altem Holz schmecken lassen.
Wer will schon viel Geld für eine Flasche Wein bezahlen, wenn er befürchten muss, dass der Inhalt nicht toll ist? Nur, weil der Plopp beim Öffnen so wichtig sein soll?
Mit Kunststoffkorken oder auch mit Schraubverschluss ist der Flascheninhalt nicht weniger wertvoll, aber hat garantiert keinen Korkton. Schaut man sich die meisten Korken an, sind das nur zusammengeleimte Korkbrösel. Die machen zwar Plopp, sind aber keine echten Korken und halten auch nicht lange. Mit Reifung in der Flasche ist bei denen daher nichts.
Was will der Weintrinker heute? Eine Flasche mit dem fertigen Wein kaufen, aufmachen und mit Genuss leeren. Die Reife soll vorher im Fass stattfinden. So ein Wein braucht keinen gefährlichen Korken, der braucht einen Verschluss, der dicht hält. Am besten einen Schraubverschluss. Wer aber doch den Plopp braucht, ist mit einem Kunststoffkorken bestens bedient.
In Spanien, Frankreich, Italien und der Neuen Welt werden immer mehr Flaschen mit bunten Silikonstopfen verschlossen. Der Weintrinker hat es längst akzeptiert. Der wundert sich höchstens noch, dass sein Korkenzieher öfter den Geist aufgibt als vorher, weil diese Stopfen so fest sitzen.
Je mehr die alternativen Verschlüsse akzeptiert werden, um so besser werden sie. Und wer das Lagern nicht lassen kann/will: Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis es Kunststoffkorken gibt, die einen Wein genauso reifen lassen wie ein geschmacksgefährdender Naturkorken."
Die beste Temperatur für Wein
Hat jeder schon gehört – Weißwein wird kalt, Rotwein warm getrunken. Warum? Weil wir bestimmte Inhaltsstoffe im Wein bei kühlerer oder wärmerer Temperatur unterschiedlich wahrnehmen. Die Süße eines Weins geht im Mund unter, wenn er zu kalt ist. Das kann uns recht sein, wenn der Wein zu lieblich erscheint – einfach gut kühlen. Säure macht sich ebenfalls weniger bemerkbar, wenn der Wein kühl ist. Bei Rotweinen sind Gerbstoffe (Tannine) dagegen umso markiger, je kälter der Wein ist. Drum schmecken nur Rote mit wenig Tanninen auch gekühlt gut, gerbstoffreiche würden kalt bitter wirken. Aber auch wiederum nicht zu warm trinken. Bei Rotweinen sind die Aromen besser zu beurteilen, wenn sie ein wenig unter Zimmertemperatur probiert werden – sonst überdeckt der Alkohol, der bei Wärme stärker in die Nase steigt, die feinen Nuancen.
Es gibt immer Ausnahmen. Faustregel: Je leichter ein Wein, desto kühler soll er sein, je schwerer, desto wärmer.
- Leichte Weißweine, Sekt, trockener Sherry: 8-10 Grad. Tafelweine, einfache Qualitätsweine, Riesling, Grüner Veltliner, Pinot Grigio, Orvieto, Frascati und die meisten italienischen Weißweine, Retsina (3-5 Stunden im Kühlschrank).
- Kräftige Weißweine, Roséweine, halbtrockener Sherry, Portwein: 12-14 Grad. Chardonnay, Meursault, deutsche Spätlese und Weißherbst (2-3 Stunden im Kühlschrank).
- Leichte, weiche Rote: 14 Grad. Beaujolais, Valpolicella, lechte Merlot-Weine, Pinot-Noir aus dem Elsass (Kellertemperatur oder 2-3 Stunden im Kühlschrank, 1 Stunde vor dem Öffnen rausnehmen).
- Kräftige, üppigere Rotweine: 16-18 Grad. Cabernet-Sauvignon-Weine, Rotweine aus der Neuen Welt, Bordeaux, Chianti Classico, Rotweine von der Rhône (kühles Schlafzimmer oder 2 Stunden vor dem Servieren aus dem Keller holen). Schwere, tanninreiche Rotweine 1-2 Stunden vorher entkorken, damit sie durch die Luftzufuhr ihre Aromen besser entwickeln können.
Interview mit Sommelier Stefan Grabler
Wir haben Stefan Grabler, Sommelier der Weinbar Grapes, in München getroffen. Stefan hat uns die Wein-Empfehlungen für unsere Jahreszeiten-Menüs und dabei eine paar Tipps und interessante Infos rund um das Thema Wein gegeben.
Welcher Wein passt zu welchem Gericht?
Die Zeiten rot zu rot und weiß zu weiß – Rotwein zu rotem Fleisch und Weißwein zu Fisch und hellem Fleisch – sind vorbei. Dennoch passt ein schwerer Rotwein nicht zu einem leichten, vegetarischen Gericht. Weine sollen das Gericht unterstützen, aber nicht überdecken.
So sollte man zu leichten Gerichten leichte Weine servieren. Unter leichten Weinen versteht man Weine mit einem niedrigen Alkoholgehalt von 10 bis maximal 12 %. Es ist aber nicht so, dass leichte Weine weniger Geschmack haben. Viel mehr heißt das, dass die Trauben länger reifen, was in nördlichen Gefilden, dazu zählen auch die Deutschen Weinanbaugebiete, der Fall ist. Deshalb haben die Deutschen Weißweine meist eine so hervorragende Qualität.
Muss jeder Wein dekantiert werden?
Nein! Ein Wein wird dekantiert, wenn er älter ist und man vermeiden will, dass Bodensatz, der bitter schmeckt, ins Weinglas kommt. Dabei geht man sehr vorsichtig vor.
Die meisten verstehen aber unter dekantieren den Wein belüften, atmen lassen. Das wiederum heißt in der Fachsprache aber karaffieren. Gerade jungen Weinen tut das sehr gut und man darf den Wein auch schwungvoll umfüllen.
Es gibt sogar den Tipp, den Wein im Mixer zu shaken oder bis zu 15-mal den Wein von einer Karaffe in die andere zu giessen. So kommt viel Sauerstoff an den Wein und er kann sein volles Aroma entfalten.
Sind Weine mit Schraubverschluss schlecht?
Nein, auf gar keinen Fall, es gibt nur noch keine Langzeitstudien. Zehn Jahre sind für einige Weine noch kein Alter. Bei der Ten-Years-after-Verkostung des Weinguides GaultMillau kam heraus, dass die Weine mit Korken schneller altern. Die Weine mit Schraubverschluss haben wesentlich jünger geschmeckt, aber nichts an ihrer Qualität verloren haben.
Dennoch gibt es viele Winzer, die nur echten Korken für ihre Weine verwenden, gerade in Europa. Die Amerikaner und Australier verschließen mittlerweile fast alle Weine mit Schraubverschluss, auch ihre Weine um die 100 Euro.
Wie teuer sollte Wein sein?
Der Verschluss sagt also nichts über die Qualität des Weines aus. Aber wie ist es mit dem Preis? Leckere und gut Weine gibt es schon ab 4 Euro. Blauer Zweigelt gibt es in unterschiedlichen Preiskategorien und Qualitäten. Natürlich kann man einen 4 Euro Wein nicht mit einem z.B. 15 Euro Wein vergleichen. Aber das heißt nicht, dass dir der teure Wein besser schmecken muss. Deshalb ist es immer ratsam und spannend, die Weine zu probieren. Das geht bei fast allen Weinhandlungen. Oder aber du probierst es zu Hause mit Freunden – eine Rebsorte und unterschiedliche Preiskategorien. Leckere Snacks für deine Weinverkostung findest du auch bei uns.
Was macht man, wenn der Korken bricht?
Man drückt den Korken mit einem Kochlöffelstiel in die Flasche. Wenn der Korken ganz bleibt, einfach den Kochlöffel in der Flasche lassen und ausgießen, so kann der Korken den Flaschenhals nicht wieder verschließen. Sind aber Korkenstückchen in der Flasche sollte der Wein über ein Sieb in eine Karaffe oder direkt ins Glas gegossen werden.
Trocken oder mit Restsüße – was ist besser?
Pro Trocken
"Knochentrockene Weine – vor allem Weißwein – sind nicht jedermanns Sache. Vor allem Anfänger tun sich schwer damit. Ein wirklich trockener Wein ist (...) einer, bei dem der Zuckergehalt, den die Trauben mitbringen, vollständig vergoren ist, der nicht in der Gärung abgestoppt oder nachher mit Süßreserve versetzt ist. Zum Essen gibt es (...) keinen besseren. Und auch zum So-Trinken ist [uns] ein herber Tropfen lieber, bei Spätlese trocken ist (...) Ende. (...)
Ob ein Wein wirklich trocken schmeckt, kann man aber am Etikett nicht erkennen. Nach EU-Regel darf ein Wein "trocken" genannt werden, der bis zu 9 Gramm Restzucker im Liter enthält, wenn der Säuregehalt genügend hoch ist. Das ist kein Wein zum Essen, sondern Fertig-Bowle ohne Obst, da hat man deutlich einen süßen Geschmack im Mund.
Früher hießen solchen Weine "halbtrocken", "trocken" galt nur bis 4 Gramm Restzucker und das war o.k. Heute weiß [man] bei einem Kabinett, wo trocken draufsteht, nicht mehr, ob er herb ist oder schon wie süße Limo schmeckt. (...) Ganz trockene deutsche Weine findet man am ehesten unter der Bezeichnung "Diabetikerwein", nur bei ihnen steht auf dem Rückseitenetikett, wie viel unvergorenen Zucker sie enthalten. (...)"
Pro Restsüße
"Das Dogma, nur trockener Wein ist ein guter Wein, ist ein typisch deutsches Missverständnis. In anderen Weinbauländern wird sowohl herber als auch süßerer Wein getrunken, je nachdem, zu wechem Gericht oder zu welchem Anlass. Trockenen Weinen mit viel Säure fehlt die Süße, die sie erträglicher macht und den Geschmack abrundet. Um die Salatsauce milder zu machen, gibt man eine Prise Zucker dran. Und keine italienische Mama wird vergessen, etwas Zucker an die Tomatensauce zu geben, um die Säure zu mildern. Beim Wein ist es nicht anders. Überwiegt der saure Geschmack, wirkt er unharmonisch. Ein bisschen mehr Süße und schon ist er rund.
Knochentrocken ist schon lange nicht mehr das allein Seligmachende. Wer das behauptet, denkt recht einseitig. Zum Essen passen sehr wohl auch Weine mit ein bisschen Restsüße, z.B. zu Fisch und Meeresfrüchten mit Butter oder Sahnesauce und zu asiatischen Gerichten.
Ob man ganz süße Weine mag, ist eine persönliche Angelegenheit. Aber Qualität nur an der Bezeichnung "trocken" festmachen zu wollen, ist einfach falsch. Es gibt außergewöhnliche Dessertweine, die von Natur aus einen hohen Zuckergehalt haben und die zu den besten der Welt gehören wie Beerenauslesen, Sauternes, Muscat de Rivesaltes, Banyuls. Wichtig ist nur, dass der Wein harmonisch wirkt. Süße und Säure, Alkohol und Aromen müssen ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Mal ehrlich – ganz schön viele trinken doch lieber einen Wein mit ein bisschen Restsüße, der nicht gleich Löcher in den Magen frisst. Zwischen ganz trocken und süß gibt es gerade beim Wein so viele Übergänge, dass jeder das finden kann, was ihm am besten schmeckt. (...)"
Basic-Werkzeuge
Wie Rotweinflecken rausgehen
Ein Rotweinfleck auf Hemd oder Bluse ist genauso hartnäckig wie ein Kaugummi auf der Schuhsohle. Am besten das Entfernen mal an einem alten weißen T-Shirt probieren, dann klappt es auch im Ernstfall. Also Rotweinglas in die Hand und so viel vom Inhalt auf das Probestück gekippt, dass ein schöner Fleck entsteht. Und dann...
Ganz wichtig:
Der Fleck darf unbehandelt nicht eintrocknen. Wenn kein Wasserhahn zum sofortigen Auswaschen in der Nähe ist, den Fleck mit einer sauren Flüssigkeit wie Weißwein (nicht mit Rotwein!), Zitronensaft oder Mineralwasser anfeuchten, dann kann er sogar wieder trocknen und geht trotzdem bei der Wäsche (meist) raus.
Wirkt fast immer:
Den Fleck sofort dick mit feinem Salz bestreuen und leicht einreiben (falls Damenbluse getroffen: Salzstreuer in die Hand drücken und Weg zur Toilette zeigen). Eine halbe Stunde einwirken lassen, dann ausspülen.
Bei Teppichböden:
Den Fleck ebenfalls dick mit Salz bestreuen und vorsichtig einmassieren. Nach einer halben Stunde das Salz mit dem Staubsauger entfernen, Reste mit einem feuchten Schwamm abnehmen. Den Schwamm nur so feucht machen, dass man etwas Wasser in den Teppich pressen und gleich wieder aufsaugen kann. Schwamm ausspülen und fortfahren, bis der Fleck weg ist.
Brutalo-Methode (nur für weiße, unempfindliche Stoffe):
Fleck mit konzentrierter Chlorbleichlauge (Clorix, Domestos) behandeln, kurz einwirken lassen, dann gründlich ausspülen. Vorsicht – die Lauge greift die Haut an und kann farbige Stoffe völlig verfärben! Also an einer "unauffälligen Stelle" (z.B. dem Rocksaum) testen, wie sich der Stoff verhält.
Grundsätze des Bio-Weinbaus
Große Weine kann man nicht gegen die Natur machen, das begreifen immer mehr Winzer.
- Auf Kunstdünger und synthetische Spritzmittel verzichten. Nur organische Düngung, Pheromonfallen (künstliche Sexualduftstoffe zum Anlocken von Schädlingen), Bakterienpräparate, Netzschwefel und (noch) Kupferbrühen sind erlaubt.
- Rebzeilen mit Pflanzen begrünen, die im Herbst als natürlicher Stickstoffdünger verwendet werden können.
- Nützline wie Vögel und Marienkäfer stärken, die die Schädlinge vernichten, z.B. durch Hecken, Rebzeilenbegrünung, Natursteinmauern.
- Reben kräftigen durch Spritzen mit Pflanzenextrakten (z.B. Brennnessel- und Schachtelhalmbrühen).
- Ökonomischen Wasserverbrauch anstreben, den Wein kaum schwefeln, Beerenschalen und Hefereste von der Weinbereitung als Dünger einsetzen.
- Künstliche Schönungsmittel wie PVPP sind verboten, Bentonit (Tonerdepulver) und Kieselgurfilter zum Entfernen der Trübstoffe im Wein erlaubt.
Holzfass oder Stahltank – was ist besser?
Pro Stahltank
"Ohne die Erfindung des Edelstahltanks würde es heute nicht so viel guten Wein geben. Warum nehmen Köche Edelstahltöpfe? Weil sie hygienisch sind und keinen Eigengeschmack ans Essen abgeben. Weil sie sich am besten reinigen lassen. Ein altes Holzfass ist innen voller Weinsteinkristalle und verleiht den Weinen eine muffig-modrige Note. Wer will denn heute noch die schwerfälligen, dunkelfarbenen Weine trinken, wie sie vor der Entwicklung des Stahltanks üblich waren?
Ein Edelstahltank lässt dem Wein seinen traubeneigenen Geruch und Geschmack. Frische Holzfässer geben ihm ein artfremdes Aroma nach Holz, Vanille oder Rauch. Solche sind zwar beim Weintrinker in Mode gekommen, aber Moden vergehen auch wieder. Der Ausbau im neutralen Tank erhält die Frische und die Fruchtigkeit, das Terroir der Weine kommt besser zur Geltung. Deshalb verwenden sehr wohl auch die Traditionalisten unter den Winzern die Stahltanks.
Vor allem die Weißweine profitieren vom Edelstahl. Die Möglichkeit, die Tanks zu kühlen, hat zu dem feinen, spritzigen und knackigen Weintyp geführt, der heute vor allem von jungen Weintrinkern bevorzugt wird. So eine temperaturkontrollierte Gärung hat erst die Weißweinerzeugung in wärmeren Ländern ermöglicht. Nicht nur aus der Neuen Welt, auch aus Spanien, Süditalien und Griechenland kommen heute Weißweine, die so frisch und fruchtig schmecken, dass sie lässig mit den Weinen aus kühleren Regionen mithalten können.
Weine aus dem Edelstahl sind jung trinkbar. Sie müssen nicht lange im Keller lagern und die Mikrooxidation ist doch eher eine fixe Idee der Holzfassfans. Zufuhr von Luft geschieht zu 90 Prozent durch den Abstich, das Umfüllen in einen anderen Tank, die Luftzufuhr beim Barrique macht nur 10 Prozent aus. Und die künstliche Mikrooxidation wenden viele Weingüter an, die früher trinkbare, süffigere Weine herstellen wollen."
Pro Holzfass
"Holz und Wein gehören einfach zusammen. Das muss kein kleines Barrique sein, wie es in Bordeaux und im Burgund schon immer üblich war, es kann auch ein klassisches Fass von über tausend Liter Inhalt und mehr sein.
Ein Fass hat nichts mit Kellerromantik zu tun. Auch das Argument, Edelstahl sei hygienischer, trifft nicht unbedingt zu. Im Holz, vor allem im Eichenholz sitzen Tannine und andere Stoffe, die das Bakterienwachstum verhindern. Ein Holzfass muss nur gut gepflegt werden, dann hält es viele Jahre. Und mag Edelstahl noch so edel sein, es verleiht dem Wein doch einen metallisch-kalten Geschmack.
Frisches Holz gibt besonders viel Tannine und Phenole an den Wein ab. Das macht ihn auf natürliche Weise in der Flasche haltbar und langlebig, er muss bei der Abfüllung in Flaschen weniger geschwefelt werden und ist damit bekömmlicher und gesünder. Ein guter Winzer baut nur seine besten, gehaltvollsten Weine im Barrique aus, damit die Holzwürze den Wein nicht erschlägt. Also sind Barriqueweine etwas Besonderes und auch entsprechend teuer.
Ein Holzfass ist das ideale Behältnis für Rotweine. Sie brauchen ein bisschen Sauerstoff (der dringt ganz von selbst durch die Poren des Holzes), damit die herben Tannine sich zu größeren Molekülen zusammenfügen und der Wein weicher, sanfter und milder wird. Das ist das Geheimnis der Reifung im Fass. Da braucht es keine künstliche Mikrooxidation, bei der feinste Luftbläschen in den tank gesprudelt werden.
Klar, ein Holzfass kann nur durch die Kellertemperatur kühl gehalten werden. Deshlab ist es für Großkellereien und Weinfabriken in heißen Ländern nur geeignet, wenn der ganze Lagerraum gekühlt wird. Aber bei unseren besten Winzern ist das große Holzfass wieder im Kommen. Der Wein daraus lebt!"
Wein verstehen: Top Six – Die Indizien
Vom Frühstückswein zum Schlummertrunk
Auch schon beaobachtet, dass Wein auf Geist und Seele wirken kann? Dass er manchmal munter oder müde, fröhlich oder traurig macht? Und dass der eine Wein prima zu 'ner Party, der andere besser zu einem besinnlichen Abend? Wein in Maßen (wobei damit nicht die bayerische Biereinheit zu einem Liter gemeint ist!) ist nicht nur Genuss-, sondern auch Stimulationsmittel. Zum Glück gibt's für jede Stimmung und Tageszeit, für jeden Anlass den passenden Wein.
Frühstücksweine
Die trinkt der Winzer schon zum Frühstück oder zur Vesper am Vormittag. Meist weiße leichte Hausschoppen oder trockene Tafelweine aus Silvaner- oder Müller-Thurgau-Trauben, frisch und jung am besten. Klassischer Frühshoppenwein in Frankreich ist der Bourgogne Aligoté aus dem Burgund. Aus Italien käme ein Bianco aus Sizilien oder ein neutraler Soave in Frage.
Mittagsweine
Aufgepasst: bei Geschäftsessen Riesling und Co. meiden! Da kratzt säurereicher Weißwein zu sehr auf und ein ohnehin nervöser Geschäftspartner wird noch hektischer. Ein neutraler, milder Weißwein wie Chardonnay oder Grauburgunder passt besser. Oder ein fruchtiger Rotwein wie ein Spätburgunder (Pinot Noir) oder ein Südtiroler Vernatsch (St. Magdalener). Er muss nach roten Beeren duften, auf keinen Fall gehaltvolle Rotweine mit Gewürzaromen wählen, die machen müde.
Weißwein für den Kopf
Wenn am Nachmittag die Konzentration nachlässt: Bei den meisten wirkt herber, säurebetonter Weißwein wie ein Riesling, Silvaner oder Grüner Veltliner stimulierend auf das Gehirn. Geist, Kreativität und Fantasie werden angeregt. Prima Weine zum Diskutieren, Assoziieren und Planen. Mäßiges Weißweintrinken ist wie Gehirnjogging, die geistige Frische bleibt bis ins hohe Alter erhalten. Sagen Wissenschaftler.
Kaffeekränzchenweine
Am später Nachmittag (zu Kuchen) ist ein frischer, saftiger Weißwein gut. Ein nach gelbem Obst schmeckender Chardonnay wäre hier richtig. Oder ein italienischer Grechetto Colli Perugini aus Umbrien – nett, offenherzig und unterhaltsam. Sehr gut auch ein österreichischer Gumpoldskirchner Zierfandler trocken oder ein Spätrot-Rotgipfler halbtrocken. Oder auch ein Prosecco.
Rotwein fürs Gefühl
Nach der Arbeit ist Rotweinzeit. Ein Roter spricht die Seele an, beruhigt und entspannt. Aber nicht zu viel davon trinken, das macht oft sentimental. Für eine fröhliche Runde auf der Terrasse einen leichten Rotwein bevorzugen. Ein Spätburgunder oder Lemberger aus Baden, Trollinger oder Schwarzriesling aus Württemberg kämen da in Frage. Auch Rotweine von den Côtes-du-Rhône oder Coteaux du Tricastin aus Frankreich sind gut geeignet.
Partyweine
Für die fröhliche Feier am allerbesten einen alkoholarmen Wein nehmen, der nicht zu viel Säure hat und von dem man ruhig auch ein paar Gläser mehr trinken kann. Also keinen Riesling, sondern einen Silvaner, trockener Müller-Thurgau (z.B. aus Baden) geht auch. Oder ein Grauburgunder, der in Italien Pinot Grigio heißt und dort meist ein einfaches, nettes Tröpfchen ist, das locker über die Zunge geht.
Kuschelweine
Bei Weinen fürs Rendezvous oder Candle-Light-Dinner aufpassen: Wein kann bei Männern und Frauen unterschiedlich wirken. Was ihn munter macht, kann sie leicht müde werden lassen. Immer gut: Champagner. Als Wein ist ein nicht zu schwerer, weicher Rotwein, der nach vollreifen schwarzen Beeren, dunklen Kirschen und Schokolade schmeckt wie ein feiner Shiraz aus Australien (wäre nicht schlecht, wenn er einige Jahre auf dem Buckel hat), am besten. Auch Klasse: ein älterer Montepulciano d'Abruzzo oder ein Vino Nobile di Montepulciano aus Italien (alles Edeltröpfchen bitte, keine Dreizwanzig-Buddeln). Oder eine deutsche Spätburgunder Spätlese, die nach Himbeeren, Marzipan und Teerosen duftet. Nicht zu verachten ist ein feuriger Spanier, z.B. eine Rotwein-Cuvée von Tempranillo (hört sich schon nach Temprament an) und Cabernet-Sauvignon aus Utiel-Requena. Unbedingt meiden: Roséweine, vor allem Spätburgunder Weißherbst aus Baden (heißt dort "Händelestifter", weil er nach zwei oder drei Gläsern Streit herausfordert), ebenso die Provence-Rosés. Sie können schnell für ungute Stimmung sorgen.
Meditationsweine
Am Abend allein oder zu zweit auf dem Sofa, dezentes Licht, entspannen, in sich gehen. Das ist die Stunde der Meditationsweinen, der großen Rotweine, die mit ihrem Duft den Raum erfüllen. Bei denen man die Nase gar nicht mehr aus dem Glas nehmen mag und die Gedanken Flügel bekommen. Das könnten feine Cabernet-Sauvignon-Rotweine sein, Super-Toskaner wie Sassicaia und Ornellaia oder ein Grand Cru aus dem Bordeaux, Médoc. Oder ein großer Merlot aus Stellenbosch, Südafrika. Aber auch eine Riesling Spätlese aus Franken, drei Jahre alt, ist ein Wein zum Abtauchen.
Schlummerweine
Kurz vor dem Schlafengehen beim Weingenuss vorsichtig sein. Ein bisschen zu viel vom Roten oder Weißen und man schläft schlecht. Also nur ein halbes Glas bedächtig genießen, den Rest gut verkorken und für den nächsten Tag aufheben. Die besten Schlafbringer sind reife, runde Rotweine aus Syrah-oder Tempranillo-Trauben aus warmen Ländern, z.B. aus Süditalien und Spanien.
Schaumweine – Prickelndes aus aller Welt
Wenn ein Korken aus der Flasche knallt, ist meistens Sekt darin. Oder Champagner, Crémant, Cava, Spumante ...
- Champagner: Französischer Schaumwein aus dem eng begrenzten Gebiet Champagne, hergestellt nach der "Methode Champenoise" (Flaschengärverfahren).
- Crémant: trockener Schaumwein aus anderen Regionen Frankreichs, im Champagnerverfahren hergestellt.
- Cava: spanischer Schaumwein, Herstellung/Qualität wie Champagner.
- Spumante: italienischer Schaumwein – von süße wie "Asti Spumante" bis trocken wie der "Prosecco Spumante" (aus der Prosecco-Traube, im östlichen Venetien hergestellt), und der trockenere "Moscato d'Asti" aus dem Piemont.
- Franciacorta: italienischer Edelspumante aus der Franciacorta (Flaschengärung!).
- Sekt: deutscher Schaumwein, wenn nichts anderes angegeben: Tankgärverfahren; sonst steht "traditionelles Flaschengärverfahren" auf dem Etikett.
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